Die Digitalisierung – Das Ende der „Kreidezeit“?

Der Medieneinsatz im Unterricht heute und in Zukunft

Bei der Ausstattung von Schulen scheint zur Zeit die Devise „Je digitaler, desto besser!“ zu gelten, erstrebenswert scheint sogar eine Art „Volldigitalisierung“ zu sein. Beispielsweise wurde am „Edel-Internat“ Schloss Neubeuern das Abitur am PC geschrieben, nachdem Stift und Papier in den oberen Jahrgängen flächendeckend durch Tablet-PCs ersetzt wurde. Allerdings nicht mit der Tastatur (Vermeidung von Geschwindigkeitsvorteilen), sondern per digitalem Stift (sog. Stylus) auf dem Tablet. Zudem wurden die Arbeiten anschließend ausgedruckt und per Hand korrigiert.

Für den Einsatz von Computern in Schulen und Bildung spricht ganz klar die bessere Handhabbarkeit der Daten: Das Mitschleppen von schweren Mappen und Büchern würde durch leichte Speichersticks und entsprechende Computer ersetzt werden, denn Kopierer würde niemand mehr zum Vervielfältigen nutzen. Doch trotz der seit Jahren (und Jahrzehnten) zunehmenden Verbreitung und Weiterentwicklung der IT steigt auch der Verbrauch von Papier anstatt abzunehmen. Menschen scheinen eben gerne etwas zum Blättern in der Hand zu haben. Gerade digitale Bücher haben im Schulbereich aber durchaus Vorteile: Die zur Betrachtung nötigen Geräte sind relativ leicht, entdeckte Fehler können per Aktualisierung leichter als durch Austausch der Bücher behoben werden und Eintragungen sowie Markierungen können leicht wieder entfernt werden, was auch der Leihbuch-Problematik entgegenwirken würde. Es wäre jetzt auch kein Problem mehr, immer alle (digitalen) Bücher und Mappen mitzuführen.

Jedoch ist es mit dem schlichten Aufstellen von Computern nicht getan, es muss alles aufeinander abgestimmt und gewartet werden. Beispielsweise bringen die Activeboards am WGM keine großen Vorteile gegenüber den herkömmlichen Tafeln, da sie schlecht integriert sind. Meist werden sie – wenn überhaupt – nur als wartungs- und kostenintensiver Tafelersatz genutzt; die erweiterten Möglichkeiten wie das Vorbereiten von Tafelbildern und das Archivieren von bereits Erstelltem nutzen nur Wenige, da meist mit technischen Problemen zu rechnen ist oder schlicht das Wissen zur Bedienung fehlt. Was hingegen öfter genutzt wird, sind die speziellen Fähigkeiten der Tafeln (PowerPoint-Präsentationen, Videos und Simulationen). Die Möglichkeit, Tafelanschriebe den Schülern im Internet zur Verfügung zu stellen, sollte auf jeden Fall genutzt werden.

Das zur Vernetzung vorgesehene Schulnetzwerk lo-net2 ist am WGM als gescheitert zu bezeichnen, was zwei Gründe hat:

Erstens ist es sehr umständlich zu bedienen (man denke nur an die seltsamen E-Mail-Adressen) und zweitens wurde es nicht verwendet. Dabei hätte es durchaus Potential gehabt: So wäre es sinnvoll, die Accounts zur Anmeldung an den Terminals in den Computerräumen zwecks Datenaustausch mit lo-net2 zu koppeln. Zudem wurde es nie flächendeckend zur Organisation des Unterrichts eingeführt, was für Erfolg dieses Projekts notwendig gewesen wäre, aber wegen des Widerstands der Verlage und dem damit einher gehenden Mangel an digitalem Lehrmaterial schwierig war.

Inzwischen wird lo-net kaum noch benutzt; viele haben ihre Passwörter vergessen, was dazu führt, dass inzwischen wieder die E-Mail-Listen rundgehen, wenn es Dokumente zu verschicken oder etwas zu organisieren gilt.

Aktuell plant die Schule in den unteren Jahrgängen elektronische Wörterbücher anstatt der gedruckten einzuführen, die wesentlich leichter sind und gleich mehrere Sprachen beinhalten. Interessant wäre eine Kombination mehrerer Funktionen in einem Gerät. Sinnvoll wäre hier ein Tablet-PC, der aufgrund seiner universellen Erweiterbarkeit durch Installation von Programmen fast beliebig erweiterbar wäre. Ein Gerät könne so eBook-Betrachter, Wörterbuch, Taschenrechner und Notizblock zugleich sein. Der Vorteil liegt nicht nur in der Einsparung von mehreren Geräten, sondern auch in der Vernetzung der einzelnen Anwendungen: Während man bspw. ein englisches Buch liest, kann man direkt eine unbekannte Vokabel nachschlagen oder Anmerkungen und Notizen zum Gelesenen machen, die dann später per Suchfunktion durchsucht und ggf. zu einem Lesejournal zusammengefügt werden können.

Dem gegenüber stehen die hohen Kosten der PCs in Beschaffung und Wartung (die aber in der Summe auch beim Kauf von Taschenrechner und elektronischem Wörterbuch entstehen), das schnelle Veralten und die Empfindlichkeit der Technik. Andererseits können die zum Gebrauch im Unterricht beschafften Rechner auch privat verwendet werden, was die Kosten dann wieder relativiert.

Erst einmal wird dies eine Utopie bleiben, da diese PCs sowie die zur Benutzung im Unterricht notwendigen Lernmittel noch nicht vorhanden sind. Die am Markt erhältlichen Tablets sind entweder teuer, ungeeignet oder sogar beides gleichzeitig. So unterstützen die gängigen „Multimedia-Tablets“ (z.B iPad, Android-Tablets) nicht die Benutzung von präzise arbeitenden Stiften. Papier ist in diesem Fall also wesentlich genauer und auch zuverlässiger, vielleicht heißt es ja in Zukunft anstatt „Meine Tintenpatrone ist leer!“ „Mein Akku ist leer!“ oder gar „Hilfe! Ein Virus hat meine Klausur gelöscht!“.

Auf jeden Fall ist das WGM bereits sehr gut mit aktueller Technik ausgestattet, die allerdings besser gewartet und vernetzt werden müsste, beispielsweise eine Schulplattform wie lo-net2 mit den Rechnern in der Schule, damit die Schüler auch von zu Hause aus auf ihre Dateien in der Schule und auf Unterrichtsmaterialien zugreifen können. Momentan fallen die Rechner eher dadurch auf, dass sie dauernd repariert werden müssen und durch Macken Wartezeit verursachen. Es kann nicht sein, dass sich um ein paar hundert Rechner „so nebenher“ gekümmert wird, genauso wie um die Homepage, die mehr Aufmerksamkeit gut brauchen könnte seit sich die Web-AG aus Frust aufgelöst hat. Aber es sollte ja gar nichts kosten und gleichzeitig das bestmögliche Ergebnis sein…

Generell wird die Benutzung von Computern im Unterricht zunehmen, allerdings darf dies nicht zum Selbstzweck werden: Der Einsatz von Technik im Unterricht muss Vorteile bringen. Bis das Papier vielleicht irgendwann ersetzt wird, vergeht auf jeden Fall noch viel Zeit, ergänzt wird es bereits jetzt.

Julius Cordes (Jg. 11)


Artikel aus „Der Ludwig – Die Schülerzeitung des Windthorst-Gymnasiums Meppen“

Nr. 5 (Ausgabe 2/2013; Juni 2013) (PDF-Datei)

Ein Gedanke zu „Die Digitalisierung – Das Ende der „Kreidezeit“?“

  1. Jochen sagt:

    Ja Julius!! Heute früh kam im Radio die Meldung, dass die Schulen oft ausreichend HW und SW im Schrank haben, die Lehrer jedoch nicht wissen wie man diese Investitionen nutzt. Oft schulen die Kinder die Lehrer. Stand 06.12.2018.
    2013 hattest Du Dir bereits Gedanken dazu gemacht. Leider nur Du.

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